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Costa Rica Der Grenzübergang in Penas Blancas nach Costa Rica war problemlos. Eine Marke für 1 US$ p. P. wurde in den Pass geklebt, und je 4 US$ mussten wir für die Einreise bezahlen. Unseren ersten Abend in Costa Rica verbrachten wir auf der Terrasse eines Hotels in La Cruz, mit Sunset View auf den Pazifik. Im Hotel logierten auch zwei deutsche Taucher. Der eine davon besitzt eine Tauchstation. Gregg ging am nächsten Tag mit zum Tauchen. In der Stadt fand gerade ein Cowboy-Treffen statt. Frauen und Männer präsentierten stolz ihre Reitkünste, begleitet von rassiger Musik einer Band, die am Hauptplatz der Stadt spielte. Nur wenige Boys und Girls ritten ohne Becher Bier in einer Hand! Am Abend fand ein grosses Fest mit Rodeos statt, für uns eine gute Einstimmung auf Costa Rica. Gregg kehrte von seinem Tauchgang mit einem riesigen Fisch zurück, den die Deutschen fingen und ihm zum Abendessen schenkten. Sie versuchten erst, den Fisch in einem Restaurant kochen zu lassen, aber es fand sich wegen des Cowboy-Festes in der Stadt kein Restaurant, welches in der Lage war, den Fisch zuzubereiten. Die Frage war nun, wo wir dieses Monster kochen konnten und wer es macht. Horst meinte, ich könne das doch gut, und schon war der Job verteilt (Anmerkung von Horst: "Stimmt das etwa nicht?"). Die Hotelbesitzerin stellte die Küche zur Verfügung. Im Garten half sie mir den Fisch zu filetieren. Die Mühe hatte sich gelohnt, in meinem ganzen Leben habe ich noch nie einen so guten Fisch verspiesen wie diesen, und noch nie sooooooo viel. Das Fischfleisch war dermassen zart und die Konsistenz wie ein Steak. Für die nächsten Tage nahmen wir uns ein paar Strandtage vor. Von La Cruz fuhren wir bei grösster Hitze bis zum El Coco-Beach auf der Nicoya-Halbinsel, verbrachten dort 2 Badetage. Als wir vor dem Hotel sassen und uns mit dem Besitzer unterhielten, hörten wir auf einmal ein lautes Schreien, das aus den Bäumen kommen musste. Der Hotelbesitzer klärte uns auf, dass dies die Howler Monkeys seien und sie sich wohl ganz nahe befänden, wenn man sie so gut höre. Tatsächlich, da sassen die Affen doch in den Bäumen und verköstigten sich genüsslich mit Mangos. Am Abend regnete es in Strömen. Die Regenzeit kündigte sich an, und wir konnten uns ein erstes Bild machen über die Wassermassen, die während dieser Zeit herunterkommen. Im Hotelzimmer nebenan übernachteten Martin und Alan, zwei Engländer Motorradfahrer, die sich ziemlich am Ende ihrer Weltreise befinden. Es ist immer wieder interessant, mit anderen Weltenbummlern Erlebnisse auszutauschen. Wir vernahmen, dass nur 4 km entfernt eine kleine Bucht mit schwarzem Lavasandstrand zum Baden einladen würde. Das liessen wir uns nicht nehmen und genossen bei wesentlich saubererem Wasser als in El Coco die Erfrischung. Die Badegäste eines Luxushotels hier konnten wir an einer Hand abzählen. Als wir El Coco verliessen, trafen wir nach längerer Zeit wieder einmal einen Tourenradler, einen Spanier, der schon mehr als dreieinhalb Jahre unterwegs ist und wohl noch mindestens so lange unterwegs sein wird. Von Nicoya, der Stadt, nach der die Halbinsel benannt wird, machten wir einen 37 km langen Abstecher zum Samara-Beach, wo wir weitere Badetage genossen. Die Strecke dorthin hatte es in sich. Es war schon am Morgen früh dermassen heiss, und es ging ständig Hügel auf und ab und dies nicht sanft, ein paar ordentliche Rampen gab es zu bewältigen. Die Strapazen lohnten sich aber. Samara-Beach liegt an einem weissen langen Sandstrand. Horst übte sich das erste Mal in seinem Leben im Surfen. Er war so begeistert und genoss sein neues Wasserabenteuer in vollen Zügen, dass er gar nicht mehr an die Zeit dachte. Gregg musste ihn schliesslich aus dem Wasser holen, weil der Laden, der die Boards vermietete, schliessen wollte. Strahlend, aber mit ein paar Schürfungen an Brust und Bauch kam er zurück - Schürfungen scheinen in dieser Sportart üblich zu sein. Der Belag des Boards ist grob. Wenn das Shirt im Wasser hochrutscht und man mit nacktem Oberkörper auf dem Brett ist, passiert es schnell, dass die Tapete weg ist. Die 37 kilometrige Hügeletappe bis Nicoya mussten wir natürlich wieder zurück pedalen. Das reichte uns auch gerade für diesen Tag. Von Nicoya fuhren wir in zwei Etappen über Canas nach Nuevo Arenal an der Lagune Arenal. Die Strecke ab Canas war bergig. Geschafft kamen wir in Nuevo Arenal an und begaben uns direkt zum deutschen Bäcker, seine Hinweistafeln sahen wir schon einige km vor dem Ort und nahmen uns natürlich vor, dort Stop zu machen. Wir genossen einen richtigen deutschen warmen Apfelstrudel mit Vanilleeis und einen feinen Cappucchino. Das weckte unsere Energiegeister wieder. Bald mussten wir uns nach einer Unterkunft umsehen. Die Möglichkeiten waren begrenzt, nur günstige aber ziemlich schäbige Cabanas, oder teurere Hotelanlagen gab es in diesem touristischen Ort. Wie schon so oft, erhielten wir von einer Einheimischen einen Tip, wir könnten hinter der Kirche übernachten, wir sollen doch den Pfarrer fragen. Dies taten wir dann auch. Hinter der Kirche befand sich ein eingezäuntes Areal, zum Teil überdacht, mit Stühlen und Tischen. Sogar eine Dusche und WC war vorhanden. Der ideale Campingplatz für uns. Der Pfarrer öffnete das Gittertor und liess uns herein. Mit unserem eigenen Schloss verschlossen wir das Tor und spazierten im Ort herum. Wir hatten uns vorgenommen, bei der deutschen Bäckerei mit Restaurant, wo man auch deutsche Gerichte essen kann, ein Weizenbier zu trinken und uns mit einem typischen deutschen Essen zu verwöhnen. Welch ein Pech, das Restaurant war wegen Nebensaison bereits früher geschlossen, einen Moment lang waren wir sehr enttäuscht. Schliesslich vertilgten wir eine Pizza aus der Kartonschachtel ... Wir wussten, dass es in dieser Gegend auch noch ein Swiss Village geben sollte und nahmen uns vor, dies zu besichtigten. Als wir bereits einige km von Nuevo Arenal entfernt waren, glaubten wir, dass wir eine Abzweigung verpasst hatten, um zu den Schweizern zu gelangen. Durch einen schönen tropischen Wald mit vielen Vogelarten, unter anderem sah ich auch Tukane, schlängelte sich die Strasse Hügel auf und ab. Und nach ca. 20 km sahen wir ein richtiges Swiss Châlet. Das war das Pequena Suiza. Begeistert fuhren wir zum Hotel/Restaurant. Frau Ulrich, eine Costa Ricanerin, begrüsste uns nett und ich schwärmte von der Gegend und dem tollen Châlet. Wir bestellten einen Kaffee. Die Serviertochter begann, unseren Tisch mit einem Papierset zu decken und brachte Besteck. Wir waren erstaunt, denn wir hatten doch gar nichts zu essen bestellt. Dann erhielt jeder von uns eine Portion Rösti, das war eine Überraschung. Die Chefin hatte dies kurzhand in der Küche angeordnet. Mit "Los Héroes", der kleinen Schweiz, www.pequenahelvecia.com, haben sich Silena und Franz Ulrich ein kleines Paradies aufgebaut. Wir fragten, ob wir auf ihrem Grundstück zelten dürften, um in der Nacht den Vulkan Arenal besichtigen zu können, wenn die rote Lava herunterfliesst. Nachdem es dann aber den ganzen Nachmittag geregnet hatte, drückte uns Frau Ulrich zwei Zimmerschlüssel in die Hand und meinte, wir sollen uns doch in einem bequemen Bett über Nacht erholen. Wir waren von der Gastfreundschaft überwältigt. Am Abend genossen wir ein richtiges Schweizer Nachtessen und begaben uns ins bequeme Bett. 17 km entfernt gibt es einen Wanderweg mit Hängebrücken durch einen Urwald. Der Weg beginnt aber nicht direkt an der Strasse. Wir mussten nach der Abzweigung noch 4 km mit zum Teil 20 % steilen Rampen zurücklegen. Mit dem Gepäck hatten wir die Kraft aber nicht zu fahren und mussten das Rad teilweise schieben, was genau so anstrengend war wie das Berghochfahren. Oben angekommen, waren wir geschafft und machten im Restaurant Pause. Der Eintritt zu den Hängebrücken kostet stolze US$ 20 pro Person. Dank eines Vouchers von Familie Ulrich konnte jeder von uns für US$ 5 günstiger die Urwaldwanderung erleben. Der Vulkan Arenal ist vor einigen Wochen wieder ausgebrochen und ist immer noch sehr aktiv. Vom Restaurant, wo sich der Eingang zu den Hängebrücken befindet, hat man einen guten Blick auf den Vulkan. Wir campierten dort über Nacht und konnten die herunterfliessende glühende Lava beobachten. Einige Male gab der Berg ein unheimliches Donnergrollen von sich. In strömendem Regen fuhren wir am nächsten Morgen die ersten km Richtung Fortuna, wo sich Gregg in einem Hotel niedergelassen und von dort den Vulkan beobachtet hatte. Er wollte sich die Hot Pools nicht entgehen lassen, die es in dieser Gegend gab. Der Regen liess nach und so fuhren wir in Richtung nächstes Tagesziel, Ciudad Quesada. Endlich wieder einmal eine vorwiegend flache Strecke, wir sausten in schnellem Tempo durch die Gegend. Die letzten km ging es aber noch steil bergauf und als wir den Ort erreichten, fing es wieder an zu regnen, 2 Stunden lang ununterbrochen. Von Quesada fuhren wir nach San Ramón 56 km fast ausschliesslich bergauf im Nebel und Regen. Von der Umgebung sahen wir überhaupt nichts. Auf der Strecke erlebten wir hautnah 3 Unfälle. Ein Auffahrunfall passierte, weil uns ein Auto überholte und auf der Gegenseite ein grosser LKW angefahren kam. Im Moment, wo das Auto mich überholte, wurde die Strasse schmaler und wir mussten eine kleine Brücke überqueren. Der LKW befand sich bereits in der Mitte der Fahrbahn. Als die Autolenkerin anhielt, fuhr ihr eine andere von hinten in den Wagen und ich hatte Glück, dass ich nicht ins zweite Fahrzeug hineinfuhr, weil dieses direkt vor mir anhielt, und ich wegen der Regen-Ölmischung auf meiner Felge nicht bremsen konnte. Ich schaffte es, ins Gras auszuweichen. Von San Ramón fuhren wir nach Jacó und erreichten endlich wieder die Pazifikküste. Die bergige Region hatten wir hinter uns. Weiter gings nach Quepos, wo wir durch den Emanuel Antonio Nationalpark wanderten. Affen, Ameisenbären, Sloths, einen Waschbär, grosse Echsen und verschiedene Vogelarten entdeckten wir auf dieser Wanderung durch Urwald und entlang schöner Sandstrände. Die Panamericana ist ab Quepos 44 km lang nicht geteert. Es war für uns ein Vorgeschmack auf Südamerika. Wegen des Regens am Vortag war die Strasse zum Glück nicht staubig, dafür hatte es viele grosse tiefe Löcher. Einmal mussten wir sogar einen Fluss durchqueren, was wir aber als sehr angenehme Abkühlung empfanden. Das Klima änderte sich, seit es immer wieder Regenschauer gab, drastisch. Mit hoher Luftfeuchtigkeit mussten wir uns nun auseinandersetzen. Es war nicht leicht, unsere Kleider trocken zu bekommen. Nur mit einer Klimaanlage war dies möglich. Teilweise mussten wir die Kleider feucht wieder anziehen. Am meisten hat mich aber doch gestört, dass die Kleider, die aus einem Synthetikgemisch bestehen, anfingen zu stinken, obwohl wir sie mit Waschpulver gewaschen hatten. Dazu kommt während des Fahrens das Sonnencreme-Schweiss-Gemisch. Was will man mehr... Nun kommt die Frage: "Was ist unangenehmer, die Tour in den schwülen Tropen oder die Steigungen in den Anden?" Das können wir erst in 3 Monaten richtig beantworten. Von Quepos fuhren wir in ein paar Tagen über Dominical, Tortuga Beach, Rio Claro zum kleinen Hafenort Golfito, von wo aus wir mit der Fähre nach Puerto Jimenez auf die Osa Peninsula schipperten. Es soll eines der schönsten naturbelassenen Gebiete Costa Ricas sein. Auf der Insel gibt es einige Lodges, von denen aus man eine Wanderung in den Corcovado Nationalpark unternehmen kann. Die Angebote sind aber zu teuer. Wie wir später herausfanden, ist es möglich, von Jimenez in einem Tag mit einem Taxi direkt zum Parkeingang zu fahren, im Park einige Std. zu wandern und am gleichen Tag wieder nach Jimenez zurückzukehren. Der Besitzer des Internetcafés in Jimenez empfahl uns die Lodge eines Amerikaners, die nahe am Eingang des Nationalparks sei. Er nahm uns am nächsten Tag mit dem Taxi mit bis zu dieser Lodge (er erhält nämlich Provision) . Die angebliche Lodge entpuppte sich als ein paar primitive Holzhütten mitten im Wald und einem dazugehörigen offenen Schuppen mit Terrasse, was sich Restaurant nennt. In den Wänden der Hütten hatte es riesige Schlitze, einladend für jegliche Krabbeltierchen. Da fragten wir uns, für was denn die Mückengitter an den Fenstern und Türen sein sollten. Das Badezimmer teilten wir mit Krebsen und einem grossen schwarzen Skorpion und das Schlafzimmer mit allen möglichen Stech- und Kriechtieren. Die "Küche" präsentierte sich als eine Outdoorküche. Eine ordentliche Pfanne zum Kochen war nicht vorhanden, die simpelsten Utensilien, die es einem ermöglichen, ein Gericht zuzubereiten, waren nicht vorhanden. In einer Teflonpfanne - von der Teflonschicht war nicht mehr viel zu sehen - buk ich ein paar Bananen-Pfannkuchen. Lebensmittel hatten wir genug dabei, nur die Möglichkeit, diese zu kochen, bestand nicht. In der Nähe gibt es eine Lagune mit Salzwasserkrokodilen. Von der Lodge hätten wir Kayaks benützen dürfen, um in dieser Lagune zu paddeln. Da wir aber noch ein wenig radfahren wollten, entschieden wir uns, auf dieses Unternehmen zu verzichten. Die Kajaks waren im Übrigen auch nicht gerade von der neuesten Sorte. Ein Wettschwimmen mit den Krokodilen hätten wir wohl verloren ... Wir spazierten am wunderschönen Strand entlang und sahen viele rote Papageien, genannt Scarlet Macaws. Als wir durch den Wald zur Hütte zurückkehrten, hörten wir lautes Brüllen der Howler Monkeys, es war auf eine Art unheimlich und zugleich faszinierend. Wir verzichteten darauf, uns noch eine Nacht länger in der "Lodge" aufzuhalten und verschwanden am nächsten Morgen früh mit dem Collectivo zurück nach Jimenez. Der Fahrer fuhr wie ein Henker durch die Schlaglöcher, es schlug uns nur so hin und her auf dem Wagen - ein Pickup mit einem Aufsatz aus Metall und Lastwagenplache -. Zum Glück sassen wir im hinteren Teil des Aufsatzes, sonst hätten wohl einige Äste unser Gesicht gepeitscht. Von Puerto Jimenez fuhren wir mit der Fähre zurück nach Golfito. Als das Schiff im Hafen anlegte, fing es erbarmungslos an herunterzuschütten. Trotz Regen fuhren wir noch 10 km bis zur Purruja Lodge, die in Schweizer Besitz ist, und übernachteten dort. Gregg, der sich in Tortuga Beach länger aufhielt und noch tauchen ging, trafen wir dann in Rio Claro wieder und setzten mit ihm unsere Fahrt fort über Ciudad Neily nach David in Panama. Einen Monat verbrachten wir in Costa Rica. Das Land bietet kulturmässig nicht viel, aber die Natur mit ihren Pflanzen und Tieren ist traumhaft. Es ist zu hoffen, dass dies erhalten bleibt. Leider findet in den Küstengegenden auch ein Bauboom statt. Resorts sind in Planung. Überall sahen wir Tafeln von Real Estate-Firmen, die bereits ganze Gebiete aufgekauft haben und diese nun hauptsächlich an die in Pension gehenden nordamerikanischen Baby Boomer weiterverkaufen wollen. Die touristische Infrastruktur ist an vielen Orten schlecht. Das Preisniveau ist recht hoch, das Preis-Leistungsverhältnis stimmt nicht. Aber weil viele US-Amerikaner und vermehrt jetzt Europäer gerne ein eigenes kleines Paradies besitzen wollen, werden wohl die meisten Real Estate-Firmen, zuletzt auch dank lascher Gesetzgebung, ihren Reibach machen. Infos zum Verhältnis der EU mit Costa Rica (in englisch) |