1958 geboren in Bielefeld
Mein Papa hatte mich schon sehr früh auf meine Karriere als Radtourenfahrer vorbereitet. Stolz sass ich vor ihm im Lenkerkindersitz und hatte beste Aussicht auf die Umgebung. Als ich dann endlich selber ohne Stützrädchen fahren konnte, machte ich das Heimatrevier unsicher. Ein Sturz über den Lenker meines ersten Fahrrads mit folgenschwerer Gehirnerschütterung hinderte mich nicht daran, nach dem Auskurieren weiterhin akrobatische Erfahrung zu sammeln, vor allem in den naheliegenden Wäldern.
Nach meiner Ausbildung als Kartograph erhielt ich in der Schweizer Hauptstadt Bern ein Angebot, mich weiterzubilden, welches ich dankend annahm. Somit waren weitere Lebens-Weichen gestellt. Die Schweiz erlebte ich fast als eine Traumwelt. Während meiner Freizeit erforschte ich zunächst möglichst viele „Backroads“ (verkehrsarme Landstrassen) mit dem Auto, immer die genialen Schweizer Landestopkarten auf dem Beifahrersitz.
Es folgten erste Raderkundungstouren in der näheren Umgebung Berns. Die Topografie machte mir anfangs gewaltig zu schaffen, bis ich mir ein Rennrad nach Mass leistete. Während einer meiner ersten Ausfahrten warb mich ein Rennfahrer an, ich solle doch Vereinsmitglied beim Radrennclub Bern werden. Es gäbe viele Hobbyfahrer, die an Wochenenden Touren unternehmen würden. Das hörte sich gut an. Kurz darauf pedalte ich im Hobby-Peloton des
Radrennclub Bern, nahm an Abendtrainings und –rennen teil. Wenige Jahre später organisierte ich im Vorstand die Touren für Hobbyfahrer.
Während meines ersten Schweizjahres 1979 sollte sich das Schicksal ergeben, Ruth kennenzulernen. Eine neue Lebensdimension begann.
Nicht, dass mir das Radfahren das Wichtigste bedeutete, aber ich „empfahl“ Ruth auch eine Rennmaschine zu kaufen (sie tat mir an den Anstiegen immer so Leid, sie tut es mir heute noch ;-)). Ich schleppte sie daraufhin mit in den Verein. Nun spulten wir zu zweit und mit den Kollegen des RRCB viele schöne Kilometer ab. Vor allem Ferien ohne Radfahren war von nun an undenkbar.
Durch die Tourenorganisation entwickelte sich in mir das Bedürfnis, Radtouren professioneller zu gestalten. Dank Ruth konnte ich mich in der Schweiz beruflich neuorientieren. Ich absolvierte eine Tourismusfachschule in Zürich und konnte anschliessend bei einem Reiseveranstalter Radsportferien organisieren und teilweise begleiten. Während eines Abstechers ins Airline Business lernten Ruth und ich die umweltschädlichste Reiseart kennen. Trotz dieses Bewusstseins jetteten wir an manchen Wochenenden dank günstiger Mitarbeitertarife auf dem Streckennetz des Arbeitgebers. Der Duft der weiten Welt hatte uns in den Bann gezogen, nicht der des Kerosins.
Als wir in Colorado (USA) mit dem Rennrad über einige Rocky Mountains-Pässe fuhren, war alles klar. Auf die grosse Tour wollten wir gehen. Fast 18 Monate waren wir mit unseren Tourenrädern in Nordamerika, Neuseeland, Australien, Indonesien und Malaysien unterwegs. Diese wundervolle Lebenszeit bleibt unvergesslich.
Zurück in der Schweiz radelten wir träumerisch umher, die weite Welt vermissend. Nicht wirklich konnten während Jahren die Ausfahrten alleine, gemeinsam oder mit den Kollegen des
Veloclub Meilen das Verlangen verdrängen, wieder etwas Grosses zu wagen.
Wir sind vom Fernradlervirus befallen, welcher ab Juni wieder krass zum Ausbruch kommt – der Velotraum.